INTRODUCTION

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FREQ_OUT 12 IN VIENNA

Carl Michael von Hausswolff

ARTIST & CURATOR

In this sound exhibition there is a piece entitled freq_out 12. It’s a sound art piece of what is an expansion of the term “music”, consisting of twelve pieces of music made out of pure frequencies in the range from 0 to 12,000 Hz. In its complexity and grandeur, it’s basically a combination of “serious” classical and contemporary music from the 19th and 20th centuries and late 20th century popular music. I am delighted to present the most recent, and last, version of this piece in Vienna, as this city is, even if debatably, the bosom of Western classical music, including great composers such as Mozart, Beethoven, Mahler and Schönberg. This insert in the history of Viennese art and music gives me a feeling of comfort and bliss, and as the earlier composer’s finest music was performed in the most god-like architectural castles and churches, we give the freq_out 12 instalment an alchemical attribute: “As Above So Below — as in Heaven so in Hell”.

The Viennese sewer system contains the most fearful and disgusting elements amongst human beings: the other’s shit and piss — and this is where we will dwell. The function of art is not to describe life but to develop life, and the idea of alchemy is not to enrich people with material such as gold but to refine and develop the human being from an ignorant brute to a more elegant brute — to beguile his or her inner multi-levelled system. By placing ourselves in the Vienna sewer system we also continue what Graham Greene, Carol Reed and Orson Welles did with the 1949 thriller movie The Third Man in this very place: we give it a dignified life and we enrich it with the finest of art. The actual sound(s) will be emanating from where the sewers meet the Wien Kanal underneath the firmament of European “Hochkultur”, and here, where the acoustics are as stunning as in any Wiener Opernhaus and as marvellous as in any Wiener Konzertsaal, we will transform the Architecture of the Underground into the Cathedral of the Undercurrent.

Here I would also like to greet Hans-Joachim Roedelius (whose music I have followed since the 1970s), Peter Rehberg (whom I met here in Vienna in 1994) and Franz Graf (the maestro of the everlasting image) as new participants in freq_out, and I would like to express my deepest thanks to Georg Weckwerth (TONSPUR), Francesca von Habsburg and Daniela Zyman (TBA21), Franz Pomassl (co-curator) and JG Thirlwell (composer for the freq_out Orchestra) for making freq_out 12 in Vienna happen. I also want to send my love to all former “freqs”: Mike Harding, Jacob Kirkegaard, Brandon LaBelle, leif e. boman, Leif Elggren, Hans Sydow, Kamar Studios (Marrakech) and Building Transmissions (Antwerp): “When Winter Comes, Summer Is Already There”.


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FREQ_OUT 12 IN WIEN

Carl Michael von Hausswolff

Künstler & Kurator

Diese Klangkunstausstellung ist dem Werk freq_out 12 gewidmet, das der Erweiterung des Musikbegriffs auf den Grund geht. Es besteht aus 12 Klangarbeiten aus reinen Frequenzen im Bereich von 0 bis 12.000 Hz. Bei aller Komplexität und Erhabenheit besteht es im Wesentlichen aus einer Mischung aus „ernsten“ klassischen und neuen Musiken aus dem 19. und 20. Jahrhundert, aus welchem auch popmusikalische Elemente beigesteuert werden. Es ist mir eine große Freude, die neueste und gleichzeitig letzte Variation dieses Stücks in Wien vorstellen zu dürfen, ist diese Stadt doch – ob zum Guten oder Schlechten – die Geburtsstätte der westlichen klassischen Musik. In Wien lebten große Komponisten wie Mozart, Beethoven, Mahler oder Schönberg, und so gibt mir meine Intervention in die hiesige Kunst- und Musikgeschichte ein heiteres, befreites Gefühl. Da die beste Musik der alten Komponisten in den architektonisch himmlischsten Schlössern und Kirchen aufgeführt wurde, geben wir der Wiener Ausgabe von freq_out ein alchemistisches Motto mit auf den Weg: „Wie oben so unten – wie im Himmel so in der Hölle“.

Durch die Kanalisation Wiens fließt das, wovor sich die Menschen am meisten fürchten und ekeln – die Scheiße und die Pisse anderer. Und genau dorthin wird es uns verschlagen. Die Aufgabe der Kunst ist es nicht, das Leben zu beschreiben, sondern es zu entfalten. Ebenso ist es nicht die Aufgabe der Alchemie, Menschen durch die Herstellung von Gold reich zu machen, sondern das menschliche Wesen von einem unwissenden Tier zu einem eleganteren Tier zu machen, indem sie seine inneren Schichten betört. Unsere Exkursion in Wiens Kanalsystem setzt fort, was Graham Greene, Carol Reed und Orson Welles 1949 mit dem Filmkrimi Der dritte Mann begannen. Wir wollen dem Kanal seine Würde zurückgeben, indem wir ihn mit der feinsten aller Künste bereichern. Die Klänge erklingen dort, wo die Kanalisation und der Wienfluss parallel verlaufen, direkt unterhalb des Firmaments der europäischen „Hochkultur“. Hier, wo die Akustik so großartig ist wie in jedem Wiener Opernhaus und zugleich so filigran wie in jedem Wiener Konzertsaal, wollen wir die Architektur des Untergrunds in eine Kathedrale des Underground verwandeln.

Hier möchte ich Hans-Joachim Roedelius, dessen Musik ich seit den 70ern verfolge, Peter Rehberg den ich 1994 in Wien kennenlernte, und Franz Graf, den Meister des immerwährenden Bildes, als neue Teilnehmer bei freq_out Willkommen heißen. Ein großes DANKE gilt Georg Weckwerth (TONSPUR), Francesca von Habsburg und Daniela Zyman (TBA21), Franz Pomassl (Ko-Kurator) und JG Thirlwell (Komponist für das freq_out Orchestra), ohne die Ausstellung und Konzert nicht stattfinden würden. Weiters umarme ich alle ehemaligen „freqs“: Mike Harding, Jacob Kierkegaard, Brandon LaBelle, leif e. boman, Leif Elggren, Hans Sydow, Kamar Studios, und Building Transmissions: „Wenn der Winter kommt, war der Sommer schon da.“